ÖKO-Test: Osteopathie bei Kindern – Blockaden lösen

Dieser Artikel wurde im ÖKO-Test veröffentlicht und beleuchtet, wie Osteopathie bei verschiedenen Beschwerden von Kindern helfen kann. Viele Eltern berichten von positiven Erfahrungen, insbesondere bei Beschwerden wie Schreikindern, Blähungen oder motorischen Entwicklungsverzögerungen.

Schreikinder, Blähungen, motorische Verzögerungen: Die Osteopathie will bei den vielfältigsten Problemen helfen. Viele Eltern haben gute Erfahrungen mit der alternativen Therapie gemacht. Eigentlich zahlen die Kassen nicht. Fast jeder Zweite bekommt aber mindestens einen Zuschuss.

Die Osnabrücker Osteopathin hat sich auf die Behandlung von Kindern spezialisiert. Lennard lacht. […] Behutsam bewegt sie Lennards Arme und Beine, hebt den Kopf leicht an und dreht ihn nach links und rechts. Ihre Hände auf seinem Bauch scheinen kaum Druck auszuüben und doch ist auch für den Laien erkennbar, wie lebhaft Lennard reagiert. „Wir arbeiten mit ganz weichen Griffen“ erklärt Kasten: „Das ist ganz wichtig, wir zwingen dem Kind nichts ab, wir renken auch nichts ein.“

In großer Not kam Familie Appel vor zwei Monaten zum ersten Mal in die Praxis von Sabine Kasten. Die Vorgeschichte: Lennard konnte nicht abführen und hatte große Schmerzen. Er versteifte sich so stark in Schulter und Hüfte, dass Fremde ihn kaum auf dem Arm halten konnten. Besuche beim Kinderarzt brachten keine Besserung, schließlich landete Familie Appel im Kinderkrankenhaus. „Dort vermutete man, dass Lennard eine Darmkrankheit habe“, erzählt Manuela Appel. Ihrem Sohn sei deshalb ein Stück Gewebe aus der Darmschleimhaut entnommen worden. Nachdem auch dies keine Klarheit brachte, entschieden die Eltern, es mit einer osteopathischen Behandlung zu versuchen.

Sascha Appel schildert das Ergebnis mit väterlicher Begeisterung: „Am Tag der ersten Behandlung hat Lennard sich ein paar Mal förmlich ausgeschissen. Wir konnten es kaum glauben!“ Seitdem hat sich der Stuhlgang des Jungen stabilisiert, die alten Probleme sind nicht wieder aufgetreten. „Wir sind super zufrieden“, strahlen die glücklichen jungen Eltern. Sie unterstützen Lennards gute Entwicklung mit einigen Übungen, die sie von der Osteopathin erlernten und zu Hause mit ihrem Kind durchführen. Ist Sabine Kasten eine Wunderheilerin?

Kann es wirklich sein, dass fachkundige Ärzte mit ihren Diagnosen wochenlang im Dunkeln tappen, während die Osteopathin das Problem mit wenigen weichen Griffen an der Wurzel packt? „Das hat nichts mit Zauberei zu tun“, wehrt Kasten ab: „Für die Arbeit als Osteopathin braucht man vor allem gründliche Kenntnisse der Anatomie und eine Vorstellung von den Zusammenhängen im Körper. Bei Lennard lag die Ursache für die Blockade des Darms im Bereich der Halswirbelsäule.“ Zwei Dinge hätten sie persönlich von der Osteopathie überzeugt, sagt Kasten, das ganzheitliche Behand-lungskonzept und die Erfolgsquote. „Es wird tatsächlich nach der Ursache gesucht. Und die findet sich oft an ganz anderer Stelle im Körper.“

Ähnliche Erfahrungen schildert der Orthopäde Dr. Rüdiger Goldenstein aus Montabaur. Im Unterschied zur manuellen Medizin befasse sich die Osteopathie nicht nur mit Muskeln, Gelenken und der Wirbelsäule, so Goldenstein:

„Ich komme weiter in die Gesamtsysteme des Körpers hinein.“ Nach Überzeugung des Hamburger Arztes für Allgemeinmedizin Dr. Kilian Dräger haben Osteopathie und Medizin eine gemeinsame wissenschaftliche Basis. Allerdings denke die Osteopathie manche Dinge in der Konsequenz noch weiter. Dräger: „Man kann aus einem ganz anderen bzw. tieferen Verständnis heraus medizinisch tätig werden.“ Dr. Bernhard Hartwig aus Parkstein ist Sportmediziner, auch er berichtet über große Erfolge mit der Osteopathie. Viele seiner Patienten hätten schon eine umfangreiche und kostspielige ,Karriere‘ im Gesundheitssystem hinter sich, so Hartwig. Oft könne die Osteopathie die Selbstheilungskräfte anregen. Zudem arbeite man als Osteopath ohne Medikamente und aufwendige invasive Eingriffe.

Obwohl viele Ärzte von ihrer Wirksamkeit überzeugt sind, ist die Osteopathie nicht im Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) enthalten. Sie sei keine anerkannte Behandlungsmethode, erklärt Claudia Widmaier, Sprecherin des GKV-Spitzen-verbands in Berlin; die Studienlage sei nicht ausreichend. Ähnlich äußert sich Jens Wegner vom ebenfalls in Berlin ansässigen Verband der privaten Krankenversicherung (PKV). „Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass nicht geleistet wird. Im Einzelfall kann der Versicherer aber die Kosten übernehmen“, sagt Wegner.

Laut Sportarzt Hartwig gibt es reihenweise ‚Einzelfälle‘. Wie er berichtet, erstatten viele private Krankenkassen die Kosten für osteopathische Behandlungen durch Ärzte, dazu zähle auch die Beihilfe der Beamten. „Grundsätzlich sollten die Patienten aber vorher mit ihrer Kasse klären, ob und unter welchen Bedingungen sie zahlt“, empfiehlt Hartwig. Auch Heilpraktiker wie Sabine Kasten können mit privaten Krankenkassen abrechnen; es würden meist 80 Prozent der Kosten übernommen, so Kasten. Laut ihren Angaben zahlen 50 bis 60 Prozent ihrer Patienten die Osteopathie aber aus eigener Tasche. Gesetzlich Versicherte sollten bei ihrer Kasse nachfragen, ob die Kosten übernommen werden, rät auch sie: „Es gibt immer wieder Studien, in deren Rahmen Behandlungen bezahlt werden.“

Lennard Appel ist es egal, wer die Rechnung bezahlt. Nach gut 20-minütiger Behandlung durch Sabine Kasten ist der Säugling rechtschaffen müde und gähnt zufrieden. „Jetzt hat er gleich Hunger auf seine Mittagsmahlzeit und danach wird er sicher zwei oder drei Stunden schlafen“, sagt Manuela Appel. Dann aber schnell nach Haus!

Christoph Lützenkirchen

Wissenswert

Das Behandlungskonzept: In der Osteopathie wird der menschliche Körper als untrennbare Einheit betrachtet. Alle Strukturen und Funktionen stehen in gegenseitiger Abhängigkeit zueinander. Eine Blockade an einer Stelle kann Symptome an einer ganz anderen Stelle verursachen. In der osteopathischen Behandlung wird darauf geachtet, nicht nur die Muskulatur zu lockern, sondern auch die Nerven zu stimulieren und die Durchblutung zu fördern. Ziel der Osteopathie ist es, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren.

Häufige Indikationen: Schreikinder Schädeldeformationen; Skoliose; Hüftdysplasie; Starke Blähungen und Bauchkrämpfe; Verstopfungen (bis hin zu drohendem Darmverschluss); Geburtstraumata; Motorische Entwicklungsverzögerungen; Symmetriestörungen; Allergien und Asthma

Kosten: Es gibt keine allgemeingültige Gebührenordnung für osteopathische Behandlungen. In der Regel liegen die Kosten für eine Behandlung eines Säuglings zwischen 50 und 100 Euro. Es lohnt sich, sich bei der Krankenkasse über eine mögliche Kostenübernahme zu informieren.

Möchtest du mehr erfahren?

Wenn du erfahren möchtest, wie Osteopathie deinem Kind bei Beschwerden wie Schreikindern, Blähungen oder motorischen Entwicklungsverzögerungen helfen kann, kontaktiere uns gerne! In unserer Praxis bieten wir umfassende osteopathische Behandlungen an und unterstützen dich dabei, den bestmöglichen Weg für dein Kind zu finden.